Wer vergangenen Sonntag den Weg in die Friedenskirche fand, wurde bereits vier Wochen vor Weihnachten reichlich beschenkt. Schon beim Eintreten umfing die Besucher der Geruch von Bratapfelpunsch und von – tatsächlich – Butterbier, nach dem Original Harry Potter Rezept.
Die Chorgruppe „HERZensTöne“ besang dann das „Anderland“, in dem alles so ist, wie wir uns die Vorweihnachtzeit, ja unser ganzes Leben doch eigentlich wünschen. Ohne Hass, friedvoll, liebevoll, ohne Hektik.
Als die Anwesenden sich gerade in dieser Vorstellung sonnten, verlief sich ein Ehepaar (humorvoll dargestellt von zwei der Chorsänger*innen) in den Gottesdienst und stellte die adventliche Atmosphäre ordentlich auf den Kopf.
Nichts mit Ruhe und Harmonie! Stress sind doch diese Wochen, mehr Arbeit als sonst, durch Backen, Kochen, Putzen, Baum schmücken und so weiter….Und dann sollen auch noch alle freundlich miteinander umgehen.
Doch selbst die gestresste Gattin findet einen Umgang mit ihren Sorgen – „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid“ – das lässt sie sich zusagen von der Pastorin. Und das ist dann auch der Tenor des Gottesdienstes.
Die Musik nimmt unsere Sehnsüchte nach Frieden auf und schenkt hoffnungsvolle Momente.
Dass trotzdem nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen sein muss, darüber sprach Pastor Ralf Schweinsberg in seinem Impuls über „Ent-täuschung“. Er vermittelte, dass das Wegnehmen von Täuschung doch eigentlich etwas Gutes ist. Enttäuschungen begleiten uns durch das Leben, aber vielleicht beruhen sie oft auf selbst gemachten Täuschungen, auf Erwartungen, die mit den Realitäten nicht viel zu tun haben.
Mir hat dieser Abend am Beginn der Adventszeit geholfen, die Erwartungen zurecht zu rücken. Nicht zwanghafte Harmonie, die die Konflikte unter den Teppich kehrt, keine verzweifelte Suche nach Geschenken, die die Lücken des ganzen Jahres füllen sollen. Nein, ein Besinnen auf unsere echten, tiefen Sehnsüchte, nach Liebe, nach Sinn. Und Ideen, wie wir selbst dazu beitragen können.
In diesem Sinne: eine besinnliche Weihnachtszeit!
Marianne Dommer
Liedtexte zitiert von Martin Buchholz und Timo Böcking und Christoph Zehendner.